Die Tabus der Führungskräfte. Heute: Die Dauer-Erschöpfung

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Susanne H. Keller 1.12.2019

Abstract

Die Geschichten der Männer gleichen einander, bis auf wenige Einzelheiten. Die Geschichten der Frauen werde ich in einem kommenden Post beleuchten, da ihre Geschichte der Dauer-Erschöpfung eine andere ist. Nachdem ihr Universum bereits eingestürzt ist, buchen die Männer einen Termin bei mir: Job weg, Frau weg, Haus weg.Mehrere Grossaufträge, ein Grossprojekt, die bewältigt sein wollen, keine Freizeit mehr, Überforderung, die nicht wahrgenommen wird, keine Zeit mehr für die Familie, keine Musse, keine Zeit zur Selbstreflektion. Heute Dauer-Erschöpfung aus der Sicht der Männer. Dauerbelastung, Stress und Überforderung fordern ihren Tribut. Schneller! Höher! Weiter! Noch mehr! Psychosomatische Symptome mahnen zur Vorsicht. Ein oder mehrere Burnouts und Klinikaufenthalte später kommen sie in meine Praxis um neue Verhaltensweisen und Pläne zum Umgang mit dem Stress zu erarbeiten. Selbstreflektion. Sich abgrenzen. Nicht mehr vor dem Privatleben flüchten. Ein neues Marschtempo. Sechs Schritte zu einem gesunden neuen Lebensstil.

Nachdem ihr Universum bereits eingestürzt ist, buchen sie einen Termin bei mir: Job weg, Frau weg, Partner weg, Haus weg.

Die Geschichten gleichen einander, bis auf wenige Einzelheiten. Mehrere Grossaufträge, ein Grossprojekt, die bewältigt sein wollen, keine Freizeit mehr, Überforderung, die nicht wahrgenommen wird, keine Zeit mehr für die Familie, keine Musse, keine Zeit zur Selbstreflektion.

Die Frauen und Partnerinnen haben sich angesichts der langanhaltenden Sprachlosigkeit bereits verabschiedet. Längst sehen sie ihre Ehepartner nicht mehr regelmässig, leben gewissermassen als allein-erziehende Verheiratete, als System-Unterhalterinnen oder als kinderlose verheiratete Singles von Geschäftsreise zu Geschäftsreise. Die Männer kommen nur noch nachhause, um den Koffer umzupacken und die nächste Dienstreise anzutreten. Einzig Kinder und Hunde lassen noch einen Hoffnungsschimmer erahnen, aber auch dieser würde sich in Kürze im Nichts auflösen. Die Partnerinnen haben schon längst aufgegeben, etwas zu sagen, da ihre Einwände gegen den Termindruck ungehört verhallen. Ein Unternehmen muss zur Schadensbegrenzung notfallmässig aufgelöst werden. Als nächstes werden die Autos verkauft werden, vielleicht geht bald auch noch die Wohnung, das Haus weg.

Der Körper wird weiterhin regelmässig im gnadenlosen Fitnessrausch geschunden. Essen wird aus Zeitgründen ausgelassen. Nachträglich keimt der Verdacht, dass alles darauf abzielt, das Denken auszuschalten. Dem Privatleben auszuweichen, wo nicht alles mit Spreadsheets darstellbar und mit Algorithmen lenkbar ist. Sie alle, Führungskräfte, Männer, funktionieren. Weiterhin. Wie ein Uhrwerk. Bis psychsomatische Erkrankungen laut an die Tür klopfen und nach Aufmerksamkeit verlangen: Migräne, Haut-Allergien, Schlaflosigkeit trotz chronischer Übermüdung, Angstzustände, Herzrasen, Appetitlosigkeit, extreme Gewichtszunahme, Rückenschmerzen, Haarausfall.

Während Fehltage bei anderen Krankheiten eher abnehmen, haben die psychischen Erkrankungen in den letzten Jahren um 80% zugenommen1.

Während Eustress motiviert und aufkommt, wenn wir fordernde Aufgaben lösen, sorgt Dystress für die Ausschüttung von Stresshormonen. Eines dieser Stresshormone ist Adrenalin, das dafür sorgt, dass unsere Adern verdünnt werden, damit der Körper schneller Blut hindurch pumpen kann.  Lässt der Adrenalin-Schub dann nach, stellt sich tiefe Erschöpfung ein.

Damit das Hormon Adralin nicht sinkt, gibt es viele Verhaltensstrategien. Viele Top Manager betreiben aus diesem Grund Extremsport, andere trinken Kaffee oder essen viel Zucker in Gummibärchen, Cola oder Schokolade in sich hinein. Eine bekannte Autorin kann nur mit Schokolade schreiben. Sie schreibt Bücher!

Wir machen uns den Stress selbst. Der Stress ist die Ausgeburt unserer Gedanken. Der Mensch übernimmt die Verantwortung für sich und für sein massloses Verhalten nicht mehr.

Niemand sagt, dass wir unter Druck noch mehr arbeiten müssen. Es ist unsere Sozialisation.  Die Gesellschaft diktiert uns Leistungsfähigkeit. Manager, müssen immer mehr leisten, um immer weiter zu kommen. Immer bessere Verkaufszahlen, immer mehr Umsatz. Schneller! Höher! Weiter! Noch mehr! Aber sie sind keine Übermenschen.

Andererseits gibt es äusserst erfolgreiche Verkaufs-Spezialisten, die die Ruhe selbst sind und Anzeichen von Stress nicht einmal vermuten lassen. Sie arbeiten viel, aber sie geniessen auch eine abwechslungsreiche Freizeit mit Kindern, Enkeln, Partner. Fahren Rad, machen Fitness, pflegen die Freundschaften und ein langjähriges, tragfähiges Berufsnetz. Ich kenne erfolgreiche Führungskräfte, die jeden Abend pünktlich um 18 Uhr nachhause fahren, um in Ruhe mit der Familie essen und die Kinder ins Bett bringen zu können. Und die danach nochmals ein paar Stunden im home office arbeiten. Kluge Frauen und Partnerinnen planen Familien-Ferien in abgelegenen Weltgegenden ohne Netz.

Das Herz des Burnouts ist, sich nicht mehr richtig abgrenzen zu können. Perfektionismus. Nicht Nein sagen können. Emotional nicht mehr abschalten zu können. Ein Mann zeigt keine Schwächen. Macht noch weiter, auch wenn er schon längst am Ende ist. In der Brust und im linken Arm die ersten stechenden Schmerzen spürt. Sehstörungen. Schwindel. Zirkulationsstörungen. Herzinfarkt und Hirnschlag lassen grüssen.

In gewissen Kreisen gehört es zum guten Ton, einmal ein Burnout gehabt zu haben. Man bekommt Anerkennung. Ach, das ist ein Leistungsmensch.

Ein, zwei Burnouts und Therapien später kommen sie in meine Praxis. Bevor wir mögliche neue Ziele ansprechen, schildern sie erst mal die ganze, lange Geschichte ihres Absturzes.

Der Mann hat soeben die Seven Summits bewältigt. Ein top Executive mit Verantwortung für ein Gross-Unternehmen. Seine Wohnung ist die Umtauschplattform für seine Koffer. Frau und Kinder sind schon ausgezogen, weil sie das Leben in einer emotionalen Docking- und Service-Station nicht mehr aushalten. Seine Aerzte, seine Frau, seine Freunde – alle haben sie ihn gewarnt. Er lacht die Ermahnungen weg. Braucht den Stress. Ist es Eustress, oder bereits Dystress? Er bemerkt den Unterschied nicht mehr, arbeitet besessen, wie im Rausch. Schläft kaum mehr. Es gehört zum guten Ton, ohne Schlaf auszukommen. Schneller! Höher! Weiter! Noch mehr! Dann der Zusammenbruch. Blaulicht. Klinik. Reha.

Irgendwann, wenn die Einzelheiten seines Absturzes offen vor uns liegen, beginnen wir vorsichtig, neue, realisierbare Ziele zu formulieren. Vielleicht ein neues Projekt. Eine neue Aufgabe. Aber nur noch mit Coach, mit Beratern, mit Partnern und Mitarbeitern, die helfen, die Projekte und Zeit zu strukturieren und die nötigenfalls bremsen. Vielleicht eine neue Partnerin, die bewusst mitlebt und die rechtzeitig die Notbremse zieht. Die mithilft, ein Kontrastprogramm für die Freizeit bewusst zu gestalten und zu erleben.

Über Nacht wird niemand erfolgreich. Alles braucht seine Zeit, um nachhaltig zu sein. Gemeinsam entwerfen wir Pläne und Strukturen, überprüfen regelmässig die Umsetzung und entscheiden situativ über zusätzliche Massnahmen, um Leben und Arbeit im Gleichgewicht zu halten. Vielleicht denken wir darüber nach, gewisse kostspielige materielle Elemente einzuschränken, damit nicht noch zusätzlicher Stress durch noch mehr finanzielle Verpflichtungen entsteht. Weniger ist mehr.

Lernen, nicht mehr Raubbau an Körper und Psyche zu betreiben. Auf Deine Gefühle und jene ihres Umfeldes zu achten. Achtsamkeit. Zeit haben. Musse. Nachdenken. Geh langsam, wenn Du in Eile bist!

Führung gesund und fit in sechs Punkten:

  1. Sorge für einen gesunden Lebensstil mit ausreichend Schlaf, frischer Luft, Bewegung und gesunder Ernährung. Sich Zeit für Essen nehmen, nicht bloß zwischen Tür und Angel, überhaupt nicht oder selten bei der Arbeit essen. Also fertig mit Sandwich zwischen der Tastatur. Statt dessen eine leichte, ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse anstelle von Fast Food. Den Konsum von Süßigkeiten und Zucker allgemein reduzieren. Keine Zigaretten, wenig Kaffee.
  2. Strukturiere Deine Aufgaben mit Monats-, Wochen- und Tagesplänen. Natürlich wirst Du diese immer wieder anpassen müssen. Aber Du sollst Dir Zeitinseln einplanen, die nur Dir, Deiner Familie und Freunden gehören.
  3. Regelmässig Sport treiben in gesundem Masse um abzuschalten.
  4. Pflege Deine Partnerschaft bewusst! Deine Partnerin gehört nicht zum Inventar sondern braucht regelmässigen Austausch, Aufmerksamkeit und Zeit! Ein Privatleben führen, sich also auch mal mit Freunden treffen und mit ihnen über anderes sprechen als über die Arbeit. Einfach auch mal abschalten und nicht ständig mit dem Kopf bei der Arbeit sein.
  5. Lerne regelmässig Neues und erneuere Seele und Geist!
  6. Organisiere Dir einen Sparringpartner/in für regelmässige Reflektion über Deine berufliche Tätigkeit und alle Deine Aktivitäten: Eine Balint-Gruppe, eine Reflektionsgruppe, einen Coach oder einen Therapeuten, die alle an das Verschwiegenheitsgesetz gebunden sin

Und wenn Du Deinen Ballast abwerfen möchtest: Ich habe für Dich ein offenes Ohr und helfe gerne, zukünftige Handlungsstrategien zu erarbeiten. Vereinbare ein unverbindliches Erstgespräch Tel. 079 374 59 04

Susanne H. Keller ist selbständiger Coach für Führungskräfte seit 2012, spezialisiert auf systemisches Coaching, Change Management und Organisationsentwicklung. Sie hilft Führungskräften und Teams Veränderungen zu bewältigen, ihre Persönlichkeiten zu entwickeln, neue berufliche Perspektiven zu entwickeln und ihre Ziele zu erreichen. Susanne  lebt, arbeitet und schreibt in Zürich.

www.susanne-keller.ch; coaching@susanne-keller.ch.

 

1 Wirtschaftspsychologie aktuell 2/2010.

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Susanne H. Keller has been a coach since 2012, specializing in systemic coaching, change management and organizational development. She has more than thirty years experience in executive management, project management and managing science and technol”ogy. As a systemic coach she can help executives and teams to manage change, develop their personalities and their companies, create start-ups, work on their projects, discover new perspectives,and reach their goals.
You can contact her at www.susanne-keller.ch

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