Berufliche Neu-Orientierung bedeutet Veränderung

Wie oft gelingt die berufliche Neu-Orientierung noch nicht, weil die Angst vor Veränderung im Wege steht? Veränderungen können im engeren und weiteren Umfeld der sich verändernden Persönlichkeit nicht nur massive Ängste, sondern emotionale und physische Gewalt auslösen.

Wird meine Partnerin mich beruflich überholen?

Wird die Partnerin mehr verdienen, als ihr Partner?

Wird sie ihn und die Beziehung verlassen?

Wird die Kollegin oder die Untergebene beruflich und lohnmässig an uns vorüberziehen und vielleicht sogar unsere nächste Vorgesetzte werden?

Diese massiven Ängste können die unterschiedlichsten Reaktionen auslösen, von passiv-aggressivem Verhalten (sich verweigern, behindern, Chaos anrichten, Unterstützung verweigern, sich schmollend zurückziehen, «hilfloses» Verhalten, lügen, fremdgehen) bis zu offener verbaler, emotionaler und physischer Gewalt.

Eine australische Untersuchung zeigt, dass die Zunahme der Gewalt in der Beziehung in direkter Korrelation zu höherem Einkommen der Frau steht:

https://www.smh.com.au/politics/federal/when-women-earn-more-than-their-male-partners-domestic-violence-risk-goes-up-35-per-cent-20210329-p57ewb.html

Shane Wright, the Sidney Morning Herald, 30.03.2021: “When women earn more than their male partners, domestic violence risk goes up 35 per cent”.

Dieses Phänomen findet sich nicht nur in Australien, sondern weltweit.

Viele begabte, gut ausgebildete Frauen scheuen sich davor zurück, ihr Potenzial voll zu nutzen, um den Partner, männliche Bekannte und Verwandte nicht zu «bedrohen». Sei es bewusst oder unbewusst, wägen diese Frauen vorsichtig ab, wie weit sie in ihrer beruflichen Entwicklung gehen können, ohne ihre Beziehung und ihr Umfeld zu reizen, zu bedrohen oder ihre Beziehung zu gefährden.

Viele Frauen entscheiden sich gegen eine Beschleunigung ihrer beruflichen Entwicklung, weil sie, zumindest im jetzigen Zeitpunkt, nicht bereit sind, ihre Beziehung und ihre familiären Struktuen zu verstören oder aufs Spiel zu setzen. Die behindernde bis gewaltsame Reaktion ist nicht auf eine bestimmte demographische Umgebung beschränkt, sie findet sich in allen sozialen und gesellschaftlichen Bereichen. Gewalt ist weltweit eine der massivsten Behinderungen in der Ausübung der Rechte der Frauen.

Frauen, die einen eher leichtgewichtigen Schulsack mitbringen, sind oft erst zu einer substantiellen Weiterbildung und zu intensiver Arbeit an sich selbst bereit, wenn sie eine bedeutungsvolle, langjährige Partnerschaft beendet haben.

In den Veränderungen, die eine berufliche Neu-Orientierung mit sich bringt, sind müssen vor allem Frauen mehrfach gefordert. Neben der Arbeit an sich selbst und im Beruf müssen sie sich und ihre Kinder schützen und sich durchsetzen. Je weiter sie auf der Karriere-Leiter aufsteigen, desto stärker, perfider und raffinierter können Behinderungsmanöver durch die Gegenseite, seien es Partner, Kollegen, Rivalinnen oder sogar Vorgesetzte, ausfallen.

Verläuft der Veränderungsprozess optimal, dann geht das familiäre System nicht nur bereitwillig mit den Veränderungen mit, sondern wird durch die Veränderungen der Frau, Partnerin und Mutter zu eigenen, positiven Veränderungen inspiriert und ermutigt.

Da Frauen seit Jahrtausenden dazu konditioniert sind, brav, lieb, hübsch, dünn und vor allem angepasst zu sein, dem Mann untertan und der Familie zu dienen, fällt es manchen schwer, den notwendigen Biss und die notwendige Abwehrrhetorik zu entwickeln, um sich durchzusetzen und sich zu schützen.

«Wer Ihre Abwehrrhetorik fürchtet, wird Sie nicht angreifen», schreibt der Erziehungswissenschafter, Kriminologe und Anti-Aggressivitäts-Trainer Professor Dr. phil. Jens Weidner in seinem vielbeachteten Buch «Die Peperoni-Strategie» (Campus 2005, div. Neuauflagen). Eine der wirksamsten Interventionen, die den Gegner entwaffnet, ist laut Weidner der Einsatz von «Nein» allenfalls verstärkt durch «Und denken Sie mal genau darüber nach, warum Nein!»

Doch dies ist jedoch nur eine Palliativ-Massnahme, für den Einsatz im Schockraum des Berufslebens.

Das tieferliegende Problem, die Position der Frau in der Gesellschaft, die Respektlosigkeit, die fehlende Wertschätzung, die in manchen Gesellschaften vollständig fehlende Anerkennung für den Wert der Frau als gleichberechtigter Mensch, wird dadurch nicht behoben.

Dies wird erst der Fall sein, wenn die Frau selbst sich zu einer Respektsperson entwickelt, die, genauso wie jeder Mann, allein schon durch ihr SEIN und durch ihr Auftreten von Gesetzes wegen, Respekt einfordern und Grenzen setzen kann, die nicht ungestraft überschritten werden dürfen.

Viele Frauen schrecken davor zurück sich durchzusetzen, aus Angst vor Liebesverlust seitens des Partners und Ablehnung durch die Familien, die bis zur Ächtung gehen kann. Die Frau bewegt sich im familiären und beruflichen System, das jahrtausendealte Stereotype über ihre Position weiterreicht. Durch Heirat kommt das System der angeheirateten Familie dazu, und so ist sie nun doppelt eingebunden in familiäre Systeme.

 Das unbewusste Streben nach Zuneigung, partnerschaftlicher und familiärer Anerkennung und die Furcht davor, männliche Grenzen zu verletzen, führen dazu, dass Frauen in vielen Bereichen darauf verzichten, sich beruflich und persönlich durchzusetzen und Erfolg-reich zu sein. Dieses Phänomen dürfte auch eine der möglichen Erklärungen für die «leaky pipeline» (/https://www.fix-the-leaky-pipeline.ch/) in den Naturwissenschaften sein.

Den Umgang mit häuslichen, kollegialen und gesellschaftlichen Widerständen gegen Veränderungen zu unterstützen und zu stärken gehört mit zu den Aufgaben der Beratung und des Coaching. Ein Berater kann nicht eine Klientin auf dem Weg in eine anspruchsvollere oder in eine Führungsposition begleiten, ohne mit ihr auch die notwendigen Durchsetzungsstrategien zu erarbeiten und zu trainieren.

Susanne H. Keller has been a coach since 2012, specializing in systemic coaching, change management and organizational development. She has more than thirty years experience in executive management, project management and managing science and technol”ogy. As a systemic coach she can help executives and teams to manage change, develop their personalities and their companies, create start-ups, work on their projects, discover new perspectives,and reach their goals.
You can contact her at www.susanne-keller.ch

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