Warum nur hat sich die Arbeitswelt so sehr verändert, dass offenbar viele Menschen nicht mehr Schritt halten können und aus dem Arbeitsprozess ausscheiden? Sind Sie gewappnet für die nächste Kündigungswelle?
Die Globalisierung hat die Arbeitsmärkte plötzlich für viele Arbeitskräfte geöffnet, und der Markt wird von vielen sehr gut Qualifizierten überflutet, die gleichzeitig nicht sehr hohe Ansprüche haben, und günstige Arbeitskräfte teilweise aus Ländern mit weniger hohem Lebensstandard und Lohnansprüchen, was günstigere Produktionskosten erlaubt. Arbeit wird jetzt dorthin exportiert, wo sie am billigsten erledigt wird. Allerdings gibt es auch entgegengesetzte Trends, indem in kleinen artisanalen Betrieben wieder handwerkliche Güter in kleinen Serien oder Einzelanfertigungen in höchster Qualität und aus bestem Material hergestellt werden.
Durch die fortschreitende Informatisierung, heute Digitalisierung, stieg das Arbeitstempo extrem an. Nicht alle Menschen sind diesem Tempo gewachsen oder empfinden Freude daran, so zu arbeiten. Die Probleme begannen schon bei der Einführung der PCs in den Büros. Wieviele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weigerten sich, den Gebrauch eines PCs zu erlernen oder bestanden darauf, die alte Schreibmaschine immer noch im Büro zu behalten «für alle Fälle»? Wievielen Vorgesetzten ü50 mussten die Emails täglich mehrmals ausgedruckt vorgelegt werden? Und jedes Dokument mühsam von Assistentinnen von der handschriftlichen Vorlage in den PC getippt werden, weil die Vorgesetzten den PC als eine Art Schreibmaschine betrachteten, die sie nicht anrühren würden?
Auch heute gibt es nicht wenige Menschen, die es nicht schätzen, lange am PC zu arbeiten oder die den Gebrauch von Handys ablehnen. Ich gehörte zu den Ersten, die einen eigenen Computer und dann einen eigenen PC im Büro erhielten. Noch im selben Jahr wurde ich Computer Supervisor für eine ganze Abteilung von 8 MitarbeiterInnen, obschon ich dieselben Schulungen wie alle andern hatte und nicht mehr. Es ist alles eine Frage des Mindsets.
Durch die steigende Geschwindigkeit der technologischen, wissenschaftlichen und damit beruflichen Veränderungen steht immer mehr und differenziertere Information zur Verfügung, die auch das Denken verändert. Was gestern als gefährlich oder ungesund galt, ist heute schon wieder überholt, andere Informationen lassen uns neue Gefahren erkennen. Das Wissen, einst statisch und für ein Leben lang lernbar, ist ständig im Fluss und wird ständig durch neue Erkenntnisse erweitert.
Karriereplanung beginnt lange vor ü50
In dieser Situation ist es äusserst wichtig, dass schon junge Menschen sich intensiv mit ihrer Karriereplanung auseinandersetzen und sich Ausbildungen aussuchen, die modular erweiterbar sind. Eltern, Lehrer und alle Erzieher sind hier gefordert, Kinder spielerisch und Jugendliche mit zunehmendem Praxisbezug zu ihrer berufliche Entwicklung zu fördern und zu unterstützen. Bevor ein Jugendlicher sich für eine Berufsausbildung, sei es eine Lehre, eine Fachschule, eine Fachmittelschule (Handelsschule, Verkehrsschule, Hotelfachschule) oder ein Studium, entscheidet, sollten seine Eignung und seine Neigungen sorgfältig abgeklärt werden, und er sollte möglichst in mehreren Berufen ein Schnupperpraktikum absolvieren.
Sie werden einwenden, wir sollten doch die Kinder Kinder sein und spielen lassen. Die meisten Kinder sind an ihrer Umgebung überaus interessiert. Auf kindgerechte, spielerische Art kann man schon Kindergärtnern die berufliche Realität näherbringen. Sie werden mit Begeisterung herausfinden, was Polizisten, Feuerwehrmänner- und Frauen, Konditoren, Bäuerinnen, Schreinerinnen oder Mechaniker tun.
Auch bei Professoren schauen Kinder gern vorbei und sind sehr interessiert, wie die Zukunftstage und die Kinderuniversität an der ETH jeweils zeigen. Die meisten Kinder spielen schon im Kindergarten Berufe wie Krankenschwester, Doktor, Verkäufer, Tierarzt oder Bauer nach. Die Berufe der Eltrn sind auch immer wieder interessant. So baut sich allmählich ein Bild der beruflichen Realität auf, das ständig altersgemäss ergänzt und erweitert werden kann. Die meisten Berufsleute sind nur zu gerne bereit, einem Kind einen kürzeren oder längeren Einblick in ihre Arbeit zu gewähren.
Als Eltern sollten Sie sich davor hüten, von den Kindern zu erwarten, dass sie sich in die gleiche Richtung entwickeln, wie Sie selbst. Lieber einen guten Schreiner oder Bauer, der glücklich ist und seine Aufgabe mit Hingabe und Begeisterung ausführt, als einen Studenten, der durch alle Prüfungen fällt und am Ende nicht einmal mehr zu den Wiederholungen zugelassen wird. Wenn jemand im Alter von 25 Jahren plötzlich vor dem Nichts steht, weil er sich durch ein Studium durchzwängen musste oder nach der falschen Ausbildung stehenblieb, dann ist das ein Lebensdrama, das bei umsichtiger und verständnisvoller Planung durch Eltern, Lehrer und Erzieher vermieden werden könnte.
Es gibt in diesem Bereich wahre Katastrophen, die eigentlich umgehend die KESB auf den Plan rufen müssten: Menschen, die als Kind nie gefragt wurden. Nie gefragt, was sie essen möchten, was sie anziehn, was sie spielen wollen, und auch nicht, welchen Beruf sie erlernen wollen. Die sich aus ganz falschen Gründen einen Beruf aussuchen, etwa, weil er gerade als besonders einkommensreich gilt. Oder die von ihren Eltern zu einer Arbeit geschickt wurden, anstatt in die obligatorische Schule. Irgendwann sind diese Menschen sprachlos. Irgendwann verlieren sie ihre Arbeit. Irgendwann kommen sie vielleicht zu mir und beginnen, sich zu öffnen und mir ihr ganzes Unglück zu erzählen.
Vielleicht, wenn wir wirklich Glück haben und ganz viel Energie investieren, finden wir auch im späteren Lebensalter noch eine gute berufliche Lösung. Ich habe Klienten und Klientinnen, die mit 50 Jahren alles hinschmeissen, die Ärmel hochkrempeln und jetzt endlich eine substantielle, ihrer natürlichen Intelligenz angemessene Ausbildung nachholen, die sie sich selbst finanzieren, um einen anerkannten Berufsabschluss zu haben und sich selbst zu verwirklichen.
Jeder Mitarbeitende ist gefordert, die Verantwortung für seine berufliche Entwicklung zu übernehmen und sich die notwendige zu holen. Andererseits sind auch die Arbeitgeber in der Pflicht, ihren Mitarbeitenden optimale Weiterbildungsmöglichkeiten und Karriereperspektiven wie Beförderungen, Gehaltserhöhungen und Anpassung der Aufgaben anzubieten und sie dabei zeitlich, finanziell und organisatorisch zu unterstützen. Gut ausgebildete Mitarbeitende sind ein Gewinn für jedes Unternehmen und werden dieses nicht notwendigerweise verlassen. Eine Vorlage für einen Karriere- -Plan finden Sie auf der kommenden Seite.
Lebensalter | Ausbildungsetappe | Berufsziel | Bereich | Mögliche Weiterbildung |
16-20 | Gymnasium, Fachschule oder Berufslehre | Hochschulreife bzw. Erstabschluss | Klassenverband,MitschülerMitstudierender, erste Aufgaben, Schüler-Parlament, Stud.-Vertr. | Matura, Berufsmatura, Höhere FachschuleWas ist meine Berufung? |
20-30 | Studium oder erste berufliche Erfahrungen, sich beruflich etablieren | Studium abschliessen, berufliche Erfahrungen sammelnerste Verantwortungen übernehmenberufliche Identität entwickeln | Team-MitgliedErste FührungsaufgabenErste grössere berufliche Aufgaben mit grösserer Selbständigkeit | Meisterprüfung im Lehrberuf,AuslandaufenthalteFremdsprachenlernenBachelor/Masterabschluss/PHD in der universitären LaufbahnDanach Beruf formen: Berufsidentität finden und stärken. Ein Hochschulabschluss ist noch kein Beruf.Was ist mein Beruf? |
30-40 | Berufserfahrung vertiefenKarriereanstieg I | Mehr Verantwortung, Ausbau und Stärkung seiner eigenen beruflichen Identität, Spezialist, Experte I werden | Team-MitgliedAbteilungsleitungFachexperte, Stabsmitarb. mit gr. Verantwortung ParlamentsmitgliedGL-Delegierter für besondere Aufgaben | Wo bin ich Experte?Expertenabschluss wie z.B. Supervisor, Lehrmeister-und Experten-PrüfungExpertenstatus ICAS-MAS FHSMilitärische KarriereFührungs-Ausbildung |
40-50 | Karriereanstieg II | Führungsposition oder Expertenstatus II | GL-Mitgliedoder Fachexpert, Stabsmitarbeiter | Expertenstatus IIBerufliche VertiefungskurseFührungsweiterbildungVR-Ausbildung SabaticalCoaching |
50-60 | Konsolidierung der Karriere | Ehrenämter, Mitarbeit in Experten-Gremien | Senior GL-Mitglied | Wie kann ich meinen Status nutzen, um im Geschäftsleben hilfreich zu sein? Interim-Management, VR- und Stiftungsrats-Mandate, (Teilzeit-)Selbständigkeit, Consulting/Coaching, Firmenkauf, Job-Portfolio, Startups (Beirat, Investor).SabaticalCoaching |
60-70 | Erster Karriereabschluss und Neu-Orientierung, Neu-Ausrichtung, Lebensplanung neu ausrichten | Neue sinnstiftende Aufgabe, Ehrenamt, Selbständigkeit, VR, Mentor, Berater | Senior vice President, Senior PresidentSenior xxxx | Wie kann ich meinen Status nutzen, um in der Gesellschaft hilfreich zu sein und selbst ein sinnvolles erfülltes Leben zu führen? |
Die ganze ü50-Problematik ist hausgemacht. Wenn die Unternehmer sich anstrengen, ihre Mitarbeiter langfristig weiterzuentwickeln, zu fördern und ihren Fähigkeiten entsprechend einzusetzen, dann hätten wir nicht diese Entlassungsdramen mit 40 oder 50 plus. Unternehmen sollten überlegen, wo welche Kenntnisse eingesetzt werden können, also über die Grenzen denken, über Fachgebiete hinaus denken, kombinieren und Synergien nutzen. Erfahrene Mitarbeiter und Führungskräfte verfügen über einen reichen Schatz an Wissen und Erfahrung, die bei ihrer Entlassung dem Unternehmen verloren gehen und mehr Kosten verursachen, als die Lohneinsparungen ausmachen. Vor Kündigungen muss sich jedes Unternehmen fragen, ob das Wissen in den Köpfen mit einem Wissensmanagement und entsprechendem Prozess abgedeckt ist. Ein langjähriger Mitarbeiter kennt nicht nur die langjährigen Stammkunden und weiss, was ihnen wichtig ist, sondern kennt auch sämtliche Aus- und Umwege zur Erreichung schwieriger Ziele in seinem Bereich und verfügt über Fähigkeiten, die sich nur durch lange Erfahrung entwickeln lassen.
Glückliche, loyale und motivierte Mitarbeiter sind mit Begeisterung und Hingabe bei ihrer Aufgabe, auch wenn sie älter als 40 oder 50 sind und können einen wertvollen Beitrag zum Unternehmensklima, zum Teamzusammenhalt leisten. Über sich hinauszuwachsen bringt Selbstvertrauen und neue Fachkenntnisse.
Grosse Teile der öffentlichen Mittel, die jetzt für ALV, Sozialfürsorge und IV ausgegeben werden, könnten besser in sinnvolle, richtig gute und spannende Weiterbildungsmassnahmen investiert werden. Ausserdem könnte die Schweizerische Armee, ähnlich wie die Bundeswehr in Deutschland, Aus- und Weiterbildungsgänge anbieten, die auch im zivilen Leben anerkannt und nützlich sind, wie beispielsweise das neue CAS Cyber Security, das an der ETH Zürich für Mitarbeitende in Unternehmen, in der Verwaltung und der Armee, die eine Ausbildung in Informatik haben, angeboten wird.
Body, Mind and Soul: Ein dynamischer Mindset
Meine Formel: Das Wissen der Jungen plus die Erfahrung der 50plus = Erfolg.
Wer mit 50plus noch dabei sein will, sollte sich sowohl mental, geistig als auch körperlich sehr gut in Form halten und pflegen. Wer möglichst früh hochkarätige Weiterbildungen, besonders auch in den Soft Skills, in Angriff nimmt und konstant dranbleibt, steigert seine Chancen auf ein langes glückliches Berufsleben. Erfahrung plus aktuelles Wissen plus soziale Kompetenz ergeben einen Mehrwert für das Unternehmen. Wer sich auf seine Erstausbildung verlässt und glaubt, damit vierzig Jahre lang weiterzukommen, wird über kurz oder lang mit den harten Konsequenzen konfrontiert werden. Nach einer Erstausbildung geht es erst richtig los: You need more mileage!
Ist jemand mit 50plus einmal draussen, wird kaum mehr eine ähnliche Position mit ähnlich hohem Gehalt möglich sein. Mit Glück wird er oder sie sich in einem Coaching neu orientieren und neue berufliche Perspektiven entwickeln. Ein dynamischer Mindset! Vor allem muss man mit den Jungen im Kontakt bleiben, ihnen gut zuhören, Fragen stellen, und von ihnen lernen wollen. Dann nehmen sie auch unsere Erfahrung gerne an.
Wie verbinde ich dies alles mit eigenen Erfahrungen?
Lange bevor ich auch nur an eine Ausbildung als Coach dachte, sammelte ich als junge Frau meine eigenen Erfahrungen in der Berufswelt. Mein ganzes Berufsleben lang wechselte ich alle fünf Jahre den Job und bildete mich ständig weiter. Als rund um mich die Köpfe der 50 plus anfingen zu rollen, begann ich, mich intensiver mit der Thematik 50plus auseinanderzusetzen. Ich schwor mir, dass mich niemand einfach so liquidieren würde, schon gar nicht, weil ich 50 bin. Als HR-Beauftragte musste ich bei mehreren Entlassungsaktionen mitwirken, was äusserst lehrreich, aber auch sehr belastend war.
Irgendwann begannen mich andere 50plus in der beruflichen Neu-Orientierung, meist in einer persönlichen Krise oder nach einer unerwarteten Entlassung, um Rat zu fragen: Führungskräfte, Wissenschafter, aber auch ganz normale Fachkräfte und manchmal auch Menschen ganz ohne Berufsabschluss. Weil ich wissen wollte, was ich tue, wenn ich berate, nahm ich meine eigene Weiterbildung in Angriff: I needed more mileage. Mein letzter Jobwechsel fand mit 59 Jahren mit der Übernahme einer verantwortungsreichen Position statt.
Nie sagte jemand zu mir, ich sei zu alt.
Meine beste strategische Entscheidung war meine Erstausbildung, die mir noch heute weltweit Zugang zu allen Studiengängen ermöglicht. Meine Weiterbildung ist konstant. Meine eigene Haltung? 50plus ist sehr OK, nur muss man Body, Mind and Soul sehr gut pflegen, sich ständig weiterbilden und offen für neues bleiben.
Wenn Sie gerne über Ihre berufliche Weiterentwicklung reden und Ihre Zukunftsszenarien entwickeln möchten: Ich habe für Sie ein offenes Ohr und helfe gerne, zukünftige Handlungsstrategien zu erarbeiten. Vereinbaren Sie ein unverbindliches Erstgespräch
Tel. 079 374 59 04
Seit 2012 selbständiger Coach für Führungskräfte, Change Management und Organisationsentwicklung, helfe ich Führungskräften und Teams Veränderungen zu bewältigen, ihre Persönlichkeiten zu entwickeln, neue berufliche Perspektiven zu entwickeln und ihre Ziele zu erreichen. Ich arbeite mit Menschen auf dem Weg oder zurück in eine Führungsposition. Berufliche Neu-Orientierung für 50plus Fach- und Führungskräfte – mein Thema! Ich lebe, arbeite und schreibe in Zürich.
www.susanne-keller.ch; coaching@susanne-keller.ch.
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Quellen:
Spannende Jobs für ü50 Jährige, Paul Beerli, Präsiden des Verwaltungsrates von Grass & Partner AG, dem führenden Unternehmen im Trennungsmanagement auf Geschäftsleitungs- und Kaderstufe der Schweiz, in Personalschweiz Juni 2017
Auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft wettbewerbsfähig sein, Romeo Ruh Senior-Berater/Partner und Andrea Gassner, Senior-Beraterin/Partnerin beide beim auf Karrieremanagement und Outplacement-Services spezialisierten Unternehmen Grass & Partner in Zurich, Mai 2019
3 Schritte gegen Stagnation im Job
In jedem Job gibt es Durchhänger. Aber wenn bei Gehalt und Berufsaussichten die Stagnation anhält, ist Handeln angesagt, von Nina Jerzy ,24. November 2019, https://www.capital.de/karriere/3-schritte-gegen-stagnation-im-job